Schlagender Sturm - dumpf

Die Ausmerzung des Unverkennbaren

durch das Willkürliche

das Demolieren der Zirkulation

durch niedere Tatantriebe

die hemmungslosen Eigeninteressen

die hebende Diskrepanz von Verbrauch und Nutzen

sind schließlich Zersiedlung

Ausnehmen von Substanz und Reserve

überbordende mobile Irrfahrten

sind Freiheiten mit neuen verschleierten Abhängigkeiten

sind schließlich die Brust des Einzelnen

sind schließlich das Verhalten der Menschen zueinander

die Wirklichkeit scheint Eigentum zu sein

mein absoluter Besitz

 

aus zu viel – aus zu wenig Informationen

eigens angefertigte Realitäten

 mein verfertigtes Original

so jede – bis zur schlichtesten Gestaltgebung

 der Weltsicht und konkreter Umstände

ist berechtigt

bei Zweifel zerfallen sie alle

wir weichen voneinander ab

das Unmaß an scheinbaren Realitäten

Wirklichkeiten der Retorte

fertiggestellt mit Apparatur und Technologie

der Wahrheit Gegenstück

wird beliebig und festig angenommen

und ihr Argumente bei zutun

wird unweigerlich verzichtbar

so scheint niemand unzulänglich zu sein

und doch ist es jedermann

 

das zwangsläufig ohnmächtig Bewegen

wird zu gerne als Freisein angenommen

entsponnene visuelle – materielle – soziale Missklänge

die in exklusiven und zerschlagenden Bewegungen

münden

Ein Fuchs, der auf die Beute ging, fand einen Weinstock, der voll schwerer Trauben
an einer hohen Mauer hing.
Sie schienen ihm ein köstlich Ding,
allein beschwerlich abzuklauben.
Er schlich umher, den nächsten Zugang auszuspähn.
Umsonst! Kein Sprung war abzusehn.
Sich selbst nicht vor dem Trupp der Vögel zu beschämen,
der auf den Bäumen saß, kehrt er sich um und spricht
und zieht dabei verächtlich das Gesicht:
Was soll ich mir viel Mühe nehmen?
Sie sind ja herb und taugen nicht

(Karl Wilhelm Ramler)

Ein Fuchs, der auf die Beute ging, fand einen Weinstock, der voll schwerer Trauben
an einer hohen Mauer hing.
Sie schienen ihm ein köstlich Ding,
allein beschwerlich abzuklauben.
Er schlich umher, den nächsten Zugang auszuspähn.
Umsonst! Kein Sprung war abzusehn.
Sich selbst nicht vor dem Trupp der Vögel zu beschämen,
der auf den Bäumen saß, kehrt er sich um und spricht
und zieht dabei verächtlich das Gesicht:
Was soll ich mir viel Mühe nehmen?
Sie sind ja herb und taugen nicht

(Karl Wilhelm Ramler)

ohne Grund – sich behauptet

Anerkennungsringen und Diskreditierungseifer

aufregend bewegen

unerbittlich in Verruf treibend

Fehlerkultur verkümmert

Fehler an wahrer Stelle nicht zu erkennen gewollt

verwerflich angegangen – verderblich gewirkt

im Zweifel für den Angeklagten – außer Kraft

und Kompromiss wird Komplott gleich zugeschrieben

Entscheidung durch allgemein geteilten Verstand

als Zwang durch wenige Mächtige verstanden

abgewertet

verbohrend aufgewühlt

Entflechtungseifer

und Bekundungsdrang gesellschaftspolitischer Postulate

wie materielle Verteilungsbestrebung

kraftlos erstarrt

geistlos vertrieben

nicht entwühlt

bis zum Anschlag geladene Kanonen

mit Empörung und Entrüstung

die sich durch ihre Verstiegenheit

und en bloc Auffassung

selbst niederreißen

und zu sich verziehenden Zwecken zerschlagen werden

ersprießlichen Aufruhen wird dabei zugesetzt

sie kranken – ihre erbauende Vitalität schwindelt

durch Mangel

an aneinander lagernden Konstruktionsbestrebungen

eine geschundene Kohäsion der Wirkenden veranlasst

ein erhellendes beieinander gestütztes Auflehnen

kann nur niedergedrückt werden

und doch wird es allseits gewollt

Es gibt bei der Methode der Argumentation für eine Überzeugung und Konklusion eine Reihe möglicher Hemmnisse.

  • Mangel an passenden/treffenden Begriffen und einheitlichem Verständnis dieser
  • Die Diskussion blockierende Nachsicht und das falsche Entgegenkommen. Sich nicht mit jemandem in Widerstreit begeben wollen. Keine korrekte Untersuchung der Argumente eröffnet.
  • Unzugänglichkeit aus dem Motiv Recht behalten zu wollen. Voreingenommen missverstehen wollen.
  • Eine allzu verstiegene Anschauung, dass jede Erkenntnis nur eine relative Richtigkeit hat und nie eine Allgemeingültigkeit erhalten kann. So eine unzureichende Untersuchung der Behauptungen und Begründungen. Rechtfertigung wird belanglos – alles subjektiv und alles hat seine eigene Wahrheit
  • Angriff auf die Persönlichkeit oder Eigenschaften des Argumentierenden – er wird diskreditiert und die Argumentationführung unterbrochen

Es gibt bei der Methode der Argumentation für eine Überzeugung und Konklusion eine Reihe möglicher Hemmnisse.

  • Mangel an passenden/treffenden Begriffen und einheitlichem Verständnis dieser
  • Die Diskussion blockierende Nachsicht und das falsche Entgegenkommen. Sich nicht mit jemandem in Widerstreit begeben wollen. Keine korrekte Untersuchung der Argumente eröffnet.
  • Unzugänglichkeit aus dem Motiv Recht behalten zu wollen. Voreingenommen missverstehen wollen.
  • Eine allzu verstiegene Anschauung, dass jede Erkenntnis nur eine relative Richtigkeit hat und nie eine Allgemeingültigkeit erhalten kann. So eine unzureichende Untersuchung der Behauptungen und Begründungen. Rechtfertigung wird belanglos – alles subjektiv und alles hat seine eigene Wahrheit
  • Angriff auf die Persönlichkeit oder Eigenschaften des Argumentierenden – er wird diskreditiert und die Argumentationführung unterbrochen

Widerwille und Wendedrang dereguliert

und die Öffentlichkeit zu schrillenden Einzelschicksalen

verwundet

der alleine Stehende hat ein Grauen ohne Abgleich

ohne Abstimmung im Fokus anvisiert

unscharf und ungreiflich gefährlich erscheinend

Bezüge – ungehalten

wenn minimalst unterscheidbare Einstellungen

und Vorstellungen gesellschaftspolitischer Ziele

exponiert werden

und sich verstetigen

zu Meinungen ohne Halt und substanzierter Ausrichtung

wenn Verschiedenheit aufgespürt wird

wo keine trennenden Unterschiede sind

wenn kommunikativer Austausch fragmentiert passiert

und thematisch reduziert wird

zu Angelegenheiten

unmittelbarer – persönlicher Betroffenheit

optimale Ausgangslage

für den effizienzgetriebenen Neoliberalismus

Mit der Beendigung des Bretton-Woods-Systems und damit der Freigabe der Wechselkurse, dem Ende der Kapitalverkehrskontrolle und der Entwicklung der internationalen Devisenmärkte wurde Anfang der 1970er Jahre die „Finanzialisierung” der Weltwirtschaft ins Rollen gebracht. Eine Liberalisierung der Finanzmärkte führte dazu, dass Kapitalanlagen weltweit leichter umzusetzen waren. Die Finanzialisierung beinhaltet im wesentlichen die Shareholder-Value Ausrichtung, d.h. der Unternehmenswert orientiert sich am Kurswert der Aktien. Das vorrangige Ziel eines Unternehmens ist die Steigerung des Aktienkurses. Kurssteigerung wird mehr Wert beigemessen als Renditen. Es bleibt stets anzuzweifeln ob dem enormen Wachstum der Finanzvermögen auch ein tatsächlich Wachstum an Produkt und Dienstleistung gegenübersteht.

Mit der Beendigung des Bretton-Woods-Systems und damit der Freigabe der Wechselkurse, dem Ende der Kapitalverkehrskontrolle und der Entwicklung der internationalen Devisenmärkte wurde Anfang der 1970er Jahre die „Finanzialisierung” der Weltwirtschaft ins Rollen gebracht. Eine Liberalisierung der Finanzmärkte führte dazu, dass Kapitalanlagen weltweit leichter umzusetzen waren. Die Finanzialisierung beinhaltet im wesentlichen die Shareholder-Value Ausrichtung, d.h. der Unternehmenswert orientiert sich am Kurswert der Aktien. Das vorrangige Ziel eines Unternehmens ist die Steigerung des Aktienkurses. Kurssteigerung wird mehr Wert beigemessen als Renditen. Es bleibt stets anzuzweifeln ob dem enormen Wachstum der Finanzvermögen auch ein tatsächlich Wachstum an Produkt und Dienstleistung gegenübersteht.

Die Marktradikale Margeret Thatchter im Interview des „Womans Owns“, 1987: „…so they are casting their problems on society and who is society? There is no such thing! There are individual men and women and there are families and no government can do anything except through people and people look to themselves first.“

Der Linguist Noam Chomsky schrieb 1998 in Profit over People – Neoliberalism and Global Order, der Neoliberalismus mit Ronald Reagan und Margaret Thatcher erlangte eine weltweite Vormachtstellung und damit eine Bevorteilung von Vermögenden auf Kosten der Vielen bewirkte. Eine Konzernmacht beherrscht das politische Geschehen und der freie Markt verhindert eine Wettbewerbsordnung. Und ihr politischer Einfluss unterminiert dauerhaft die Demokratie. Die Welthandelsorganisation sei seiner Ansicht nach ein Beispiel für die Beförderung von Großkonzernen durch die Regierung.

Die Marktradikale Margeret Thatchter im Interview des „Womans Owns“, 1987: „…so they are casting their problems on society and who is society? There is no such thing! There are individual men and women and there are families and no government can do anything except through people and people look to themselves first.“

Der Linguist Noam Chomsky schrieb 1998 in Profit over People – Neoliberalism and Global Order, der Neoliberalismus mit Ronald Reagan und Margaret Thatcher erlangte eine weltweite Vormachtstellung und damit eine Bevorteilung von Vermögenden auf Kosten der Vielen bewirkte. Eine Konzernmacht beherrscht das politische Geschehen und der freie Markt verhindert eine Wettbewerbsordnung. Und ihr politischer Einfluss unterminiert dauerhaft die Demokratie. Die Welthandelsorganisation sei seiner Ansicht nach ein Beispiel für die Beförderung von Großkonzernen durch die Regierung.

und der zugezogenen antithetischen Sichtweise

dass Gleichheit die Freiheit enthebt viel Wert zuschreibt

so die Dominanz ökonomischer Vorhaben

die soziale Sicherheit Aller abschmieren lässt

Als wesentliche Merkmale und Ziele des Neoliberalismus werden angesehen:

  • sozialstaatlichen Maßnahmen sind abzulehnen, da sie nicht auf den freien Willens aller Beteiligten zurück zu bringen sind. Sonach ist eine Umverteilung von Einkommen zulasten von Vermögenden nicht zulässig. Staatlich ist lediglich eine Chancengleichheit bei Markteintritt einzurichten.
  • ein intensiver Standortwettbewerb, mit dem die Bestimmung der wirtschaftlichen Konkurrenz für ganze Volkswirtschaften Geltung hat. Der daraus folgende Unterbietungswettbewerb bestärkt die Beibehaltung niedriger Arbeits-, Umwelt- u. Sozialstandards.

Als wesentliche Merkmale und Ziele des Neoliberalismus werden angesehen:

  • sozialstaatlichen Maßnahmen sind abzulehnen, da sie nicht auf den freien Willens aller Beteiligten zurück zu bringen sind. Sonach ist eine Umverteilung von Einkommen zulasten von Vermögenden nicht zulässig. Staatlich ist lediglich eine Chancengleichheit bei Markteintritt einzurichten.
  • ein intensiver Standortwettbewerb, mit dem die Bestimmung der wirtschaftlichen Konkurrenz für ganze Volkswirtschaften Geltung hat. Der daraus folgende Unterbietungswettbewerb bestärkt die Beibehaltung niedriger Arbeits-, Umwelt- u. Sozialstandards.

die doch existierende Kritik

über gesellschaftliche Verhältnisse und Ordnungen

beiseite geschoben

da vorrangig damit beschäftigt wird

sich – aus Versehen – gegenseitig zu zerfleddern

die Berücksichtigung der Quelle ihrer Existenzgrundlage

wird vernachlässigt und undurchsichtig

eine Überheblichkeit wird hervor gelassen

und mögliche Einsicht vergessen gemacht

dass ursprüngliche Gegebenheiten

gefolgte Zustände und Standards

ohne eigenes Wirken profitieren oder verlieren lassen

das Konglomerat aus Bedingtheit und Ursachenkette

verfließt

Mit der Aufmerksamkeitsökonomie und einer wirtschaftlich strategischen Themensetzung werden oftmals Angelegenheiten, wie die Bestrebung der Verteilungsgerechtigkeit häufig unzureichend behandelt und bleiben oftmals versteckt hinter Themen wie Identitätspolitik. Sie spielen zwar dort eine Rolle –  Ausgrenzung und Verurteilung haben eine ökonomische Wirkung – doch die soziokökonomischen Bedingungen werden nicht entsprechend ausreichend als Ursache beleuchtet.

Mit der Aufmerksamkeitsökonomie und einer wirtschaftlich strategischen Themensetzung werden oftmals Angelegenheiten, wie die Bestrebung der Verteilungsgerechtigkeit häufig unzureichend behandelt und bleiben oftmals versteckt hinter Themen wie Identitätspolitik. Sie spielen zwar dort eine Rolle –  Ausgrenzung und Verurteilung haben eine ökonomische Wirkung – doch die soziokökonomischen Bedingungen werden nicht entsprechend ausreichend als Ursache beleuchtet.

Aufsprung - teilnahmslos

Orientierungsmangel und Haltlosigkeit

lassen zu wirkmächtig scheinenden Anführern bewegen

ist klar

risikoreich geblendet von-m Gestalten

deren Bestrebung die Gesamtleistung

im Sinne einer Machtstellung meint

sehr wohl zumeist unredlich

der Einzelne als Teilelement im Gebilde implementiert

mit Verlautbarungen zur gedeihlichen Zukunft

in die Spur gebracht

und in Gang gehalten

mit vermeintlichen Verpflichtung zum großen Ganzen

welchem sei dahingestellt

zu Einengungen und Plackerei angehalten

eine würdelose Abhängigkeit ist kreiert

anderswo dagegen der Einzelne

als eigner Herr und Eigner

mit dem Klammern an dinglichen Gestalten

sich – ver – festigt

ob als Objekt der Begierde und Sinngebung

oder wichtiges Beiwerk

zur Schaffung eigner Überlegenheit und Unantastbarkeit

oder schließlich schlicht

als Konsequenz der Etablierung dessen

und als Grund eigener Anerkennung – zur Teilhabe

zumeist ein Gemisch aus diesem und weiterem

mit unterschiedlicher Mengenverteilung

eingenommen von der Üblichkeit

verschluckt von der Gewohnheit

und sediert von dem Banalen

es ist der unersättliche Drang provoziert

nach Steigerung in Technik und Konsum

nach Zuwachs von Vermögen und Schönheit

und weiteren Symbolen der Macht und Fähigkeit

Der Begriff wurde durch den Ökonomen Hayek (1963) bekannt. Hayek meinte eine Ordnungsart, die ohne eine bewusste Planung gebildet wird. Er sah die Marktwirtschaft als Mechanismus für eine spontane Ordnung an. Der Markt ermögliche eine effizientere Verteilung der Ressourcen einer Gesellschaft als jede Art von Design.

„Die geplante Organisation, die auf der bewussten Anordnung der Elemente durch einen Organisator beruht, sei der spontanen Ordnung in Bezug auf die Koordination großer und komplexer Gesellschaften unterlegen, weil sie viel weniger Wissen verarbeiten können… Für die Wirtschaftspolitik bedeutet dies den weitgehenden Verzicht auf interventionistische und ergebnisorientierte Eingriffe. Sie sollte vielmehr die Rahmenregeln adäquat setzen (Ordnungspolitik), damit neues Wissen in der spontanen Ordnung Markt durch den Wettbewerb hervorgebracht wirdUnter Rückgriff auf Kant fordert er (Hayek) die Universalisierbarkeit von Regeln: (Rechts-)Regeln sollten allg. sein…Des Weiteren müssten sie abstrakt in dem Sinn sein, dass sie kein bestimmtes Verhalten positiv vorschreiben, sondern nur einige Verhaltensweisen verbieten würden und ein individueller Freiheitsspielraum so erhalten bleibe…“ (Prof. Dr. Dirk Sauerland in Gabler Wirtschaftlexikon)

Der Begriff wurde durch den Ökonomen Hayek (1963) bekannt. Hayek meinte eine Ordnungsart, die ohne eine bewusste Planung gebildet wird. Er sah die Marktwirtschaft als Mechanismus für eine spontane Ordnung an. Der Markt ermögliche eine effizientere Verteilung der Ressourcen einer Gesellschaft als jede Art von Design.

„Die geplante Organisation, die auf der bewussten Anordnung der Elemente durch einen Organisator beruht, sei der spontanen Ordnung in Bezug auf die Koordination großer und komplexer Gesellschaften unterlegen, weil sie viel weniger Wissen verarbeiten können… Für die Wirtschaftspolitik bedeutet dies den weitgehenden Verzicht auf interventionistische und ergebnisorientierte Eingriffe. Sie sollte vielmehr die Rahmenregeln adäquat setzen (Ordnungspolitik), damit neues Wissen in der spontanen Ordnung Markt durch den Wettbewerb hervorgebracht wirdUnter Rückgriff auf Kant fordert er (Hayek) die Universalisierbarkeit von Regeln: (Rechts-)Regeln sollten allg. sein…Des Weiteren müssten sie abstrakt in dem Sinn sein, dass sie kein bestimmtes Verhalten positiv vorschreiben, sondern nur einige Verhaltensweisen verbieten würden und ein individueller Freiheitsspielraum so erhalten bleibe…“

(Prof. Dr. Dirk Sauerland in Gabler Wirtschaftlexikon)

und der Hervorbringung von Bedingungen

für ein dominierendes marktwirtschaftliches System

das zur wirksamsten Kapitalverwertung befördert

grenzenlos - verkehrte Schranken

es ist schlicht die Gier – sie drangsaliert

sie betrügt – sie belügt

sie verachtet

sie schließlich andere gierig werden lässt

sie uns grenzenlos wollen und haben lässt

so Grenzen zieht wo keine hingehören

sie uns schuldig werden lässt

die einen vollen Topf in jeglicher Hinsicht

stets zum überlaufen bringt

Verlierer und Gewinner

Überlegenheit und Unterlegenheit

Distanzierung und Bedrohung

Erwartung uneingeschränkten Hereinkommens

und Bestimmung eigennützig ausgewählten Hereinlassens

moralisch nicht zu rechtfertigen

das Auseinanderweichen

und auf verschiedenen Ebenen rangieren angeheizt

Verbündete nur wenn für eigenes Überleben

wirtschaftliches und kulturelles – belangreich

der Einlass zur Sicht der Anderen auf die Dinge verraucht

Der Soziologe Andreas Reckwitz beschreibt die rückwärtsgewandten, illiberalen populistischen Strömungen als ein Symptom der Krise. Und stellt dem Dynamisierungsliberalismus und Rechtspopulismus ein drittes Paradigma gegenüber, den eingebetteten Liberalismus. Der eingebetteten Liberalismus zeichnet sich durch soziale Regeln der Märkte als auch kollektive Rechte was das Individuum angeht aus. Auszüge des Interview mit Andreas Reckwitz im Dlf (09.05.2021):„…ich denke, dass eigentlich diese Links Rechts-Unterscheidung in vieler Hinsicht gar nicht unbedingt die grundsätzlichen Formen des Regierens abbildet, die da untergründig,..sich wandeln. Meine Hypothese ist, dass es viel mehr…nur eine Abwechslung von Ordnungsparadigmen und Dynamisierungsparadigmen gibt, die da historisch aufeinanderfolgen...Was wir dann aber seit den 1970er-, 1980er-Jahren beobachten können, ist…ein umfassender Paradigmenwechsel, der tatsächlich auch nicht nur diese Frage von links und rechts betrifft, sondern im Grunde, was dort ablief, war eine Art Krise des großen Ordnungsparadigmas, eine Art Überregulierungskrise – sowohl wirtschaftlich als auch kulturell. Und was darauf antwortete, ist dann eine Form von Liberalismus… da ging es dann um Deregulierung der Wirtschaft, aber andererseits auch zum Beispiel ein progressiver Liberalismus, der durch die Bürgerrechtsbewegung der ʹ70er-Jahre beeinflusst war, der dann eben auf das Empowerment der Individuen gesetzt hat. Also auch da eine Deregulierung, könnte man sagen, zugunsten der Individuen....Da sah man, der Sozialkorporatismus bringt eigentlich mehr Probleme, als er löst….Aber das Ganze hat natürlich auch eine sozialstrukturelle Basis und ist auch eingebettet in einen größeren gesellschaftlichen Prozess. Und dieses Paradigma des Liberalismus war im Grunde auch eingebettet in einen Prozess, der sehr stark mit dem Aufstieg einer modernisierten Mittelklasse in den westlichen Ländern zu tun hatte…Also, wir haben da auch eine ökonomische Entwicklung weg von der klassischen Industrie hin einerseits zur Wissensökonomie, andererseits zu den einfachen Dienstleistungen…Das Problem, das sich ergeben hat, das dieser Dynamisierungsliberalismus nur schlecht lösen kann, ist im Grunde eine Aufspaltung der Gesellschaft in Modernisierungsgewinner und Modernisierungsverlierer…Und das ist eigentlich ein Problem, das mit diesen klassischen Instrumenten des Dynamisierungsliberalismus kaum zu bearbeiten ist. Das wäre also eine Krise, die Krise des Sozioökonomischen, die Krise des Sozialen auch. Aber dann beobachten wir auch eine Krise des Kulturellen, das ist auch häufig kulturkritisch ja thematisiert worden.Bestimmte Überforderungssymptome der Kultur der Selbstentfaltung, Individuen, die gewissermaßen immer darauf aus sind, ihre subjektiven Möglichkeiten, ihre subjektiven Rechte durchzusetzen, sind irgendwann auch überfordert. Was man auch beobachten kann, ist gewissermaßen eine Erosion des common ground, der geteilten Normen in der Gesellschaft….Und dann haben wir aber auf der dritten Ebene auch mittlerweile eine demokratietheoretische oder demokratiepraktische Krise, das Problem ist nämlich… dass der Dynamisierungsliberalismus ja in vieler Hinsicht auch politische Entscheidungen verlagert hat – weg von den Parlamenten und hin zu anderen Instanzen, zum Beispiel zu supranationalen Organisationen wie der Weltbank oder zu bestimmten exekutiven Ebenen wie etwa in der Europäischen Union oder aber auch in den Bereich des Rechts, was man eben Verrechtlichung nennen kann, oder Public-private-Partnerships. Wir haben viele politische Entscheidungen, die gar nicht mehr in den Parlamenten ablaufen…Ich denke, man kann den Populismus schon so einordnen, dass er in vieler Hinsicht eine Reaktion darstellt auf die Krise des Dynamisierungsliberalismus…“

Der Soziologe Andreas Reckwitz beschreibt die rückwärtsgewandten, illiberalen populistischen Strömungen als ein Symptom der Krise. Und stellt dem Dynamisierungsliberalismus und Rechtspopulismus ein drittes Paradigma gegenüber, den eingebetteten Liberalismus. Der eingebetteten Liberalismus zeichnet sich durch soziale Regeln der Märkte als auch kollektive Rechte was das Individuum angeht aus. Auszüge des Interview mit Andreas Reckwitz im Dlf (09.05.2021):„…ich denke, dass eigentlich diese Links Rechts-Unterscheidung in vieler Hinsicht gar nicht unbedingt die grundsätzlichen Formen des Regierens abbildet, die da untergründig,..sich wandeln. Meine Hypothese ist, dass es viel mehr…nur eine Abwechslung von Ordnungsparadigmen und Dynamisierungsparadigmen gibt, die da historisch aufeinanderfolgen...Was wir dann aber seit den 1970er-, 1980er-Jahren beobachten können, ist…ein umfassender Paradigmenwechsel, der tatsächlich auch nicht nur diese Frage von links und rechts betrifft, sondern im Grunde, was dort ablief, war eine Art Krise des großen Ordnungsparadigmas, eine Art Überregulierungskrise – sowohl wirtschaftlich als auch kulturell. Und was darauf antwortete, ist dann eine Form von Liberalismus… da ging es dann um Deregulierung der Wirtschaft, aber andererseits auch zum Beispiel ein progressiver Liberalismus, der durch die Bürgerrechtsbewegung der ʹ70er-Jahre beeinflusst war, der dann eben auf das Empowerment der Individuen gesetzt hat. Also auch da eine Deregulierung, könnte man sagen, zugunsten der Individuen....Da sah man, der Sozialkorporatismus bringt eigentlich mehr Probleme, als er löst….Aber das Ganze hat natürlich auch eine sozialstrukturelle Basis und ist auch eingebettet in einen größeren gesellschaftlichen Prozess. Und dieses Paradigma des Liberalismus war im Grunde auch eingebettet in einen Prozess, der sehr stark mit dem Aufstieg einer modernisierten Mittelklasse in den westlichen Ländern zu tun hatte…Also, wir haben da auch eine ökonomische Entwicklung weg von der klassischen Industrie hin einerseits zur Wissensökonomie, andererseits zu den einfachen Dienstleistungen…Das Problem, das sich ergeben hat, das dieser Dynamisierungsliberalismus nur schlecht lösen kann, ist im Grunde eine Aufspaltung der Gesellschaft in Modernisierungsgewinner und Modernisierungsverlierer…Und das ist eigentlich ein Problem, das mit diesen klassischen Instrumenten des Dynamisierungsliberalismus kaum zu bearbeiten ist. Das wäre also eine Krise, die Krise des Sozioökonomischen, die Krise des Sozialen auch. Aber dann beobachten wir auch eine Krise des Kulturellen, das ist auch häufig kulturkritisch ja thematisiert worden.Bestimmte Überforderungssymptome der Kultur der Selbstentfaltung, Individuen, die gewissermaßen immer darauf aus sind, ihre subjektiven Möglichkeiten, ihre subjektiven Rechte durchzusetzen, sind irgendwann auch überfordert. Was man auch beobachten kann, ist gewissermaßen eine Erosion des common ground, der geteilten Normen in der Gesellschaft….Und dann haben wir aber auf der dritten Ebene auch mittlerweile eine demokratietheoretische oder demokratiepraktische Krise, das Problem ist nämlich… dass der Dynamisierungsliberalismus ja in vieler Hinsicht auch politische Entscheidungen verlagert hat – weg von den Parlamenten und hin zu anderen Instanzen, zum Beispiel zu supranationalen Organisationen wie der Weltbank oder zu bestimmten exekutiven Ebenen wie etwa in der Europäischen Union oder aber auch in den Bereich des Rechts, was man eben Verrechtlichung nennen kann, oder Public-private-Partnerships. Wir haben viele politische Entscheidungen, die gar nicht mehr in den Parlamenten ablaufen…Ich denke, man kann den Populismus schon so einordnen, dass er in vieler Hinsicht eine Reaktion darstellt auf die Krise des Dynamisierungsliberalismus…“

ohne regulierenden Arm

und Verhütungswillen nicht gemildert

Vergeltung das Feuer

Befeuerung von bewaffneter unmenschlicher Parteilichkeit

und engstirnig kleinteiliger werdenden Zugehörigkeiten

die zunehmend wertlos werden

und deren Loyalität

Der Armutsforscher Christoph Butterwegge meint, dass demokratische Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse im neoliberalen Marktfundamentalismus ein Hindernis darstellen. Der Privatbesitz wird in diesem zentral für die Gesellschaft und durch die Privatisierung des öffentlichen Eigentums wird dieses der demokratischen Kontrolle entzogen. Ferner sieht er in der Fixierung auf Höchstleistungen und Verherrlichung von Konkurrenz (Durchsetzung des Stärkeren) eine Verbindung zum Rechtsextremismus. Mit dem Standortwettbewerb und dadurch den Verteilungskämpfe zwischen den Nationen wird rechtspopulistischer Begründungsweise Vorschub geleistet, die die Verteilungskämpfe als Konflikte zwischen Kulturen und Ethnien verwendet werden und als Abwehrgefechte arbeiten.

Der Armutsforscher Christoph Butterwegge meint, dass demokratische Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse im neoliberalen Marktfundamentalismus ein Hindernis darstellen. Der Privatbesitz wird in diesem zentral für die Gesellschaft und durch die Privatisierung des öffentlichen Eigentums wird dieses der demokratischen Kontrolle entzogen. Ferner sieht er in der Fixierung auf Höchstleistungen und Verherrlichung von Konkurrenz (Durchsetzung des Stärkeren) eine Verbindung zum Rechtsextremismus. Mit dem Standortwettbewerb und dadurch den Verteilungskämpfe zwischen den Nationen wird rechtspopulistischer Begründungsweise Vorschub geleistet, die die Verteilungskämpfe als Konflikte zwischen Kulturen und Ethnien verwendet werden und als Abwehrgefechte arbeiten.

zugleich der nach Einträglichkeit

dürstende – lechzende – globale Betätigungseifer

Die Auseinandersetzungen über den Niedriglohnsektor und Honorierungsmangel sind bereits seit langem groß. Die Dynamik auf globaler Ebene ist enorm und Regulierungsmöglichkeiten sind das Thema der Zeit. Die professionelle Altenpflege war bis in die 80er Jahre ein Dienst der Wohlfahrtsverbände und anderer gemeinnütziger Organisationen. Heutzutage liegt der Anteil der Pflegeeinrichtungen in privater Hand in vielen europäischen Ländern bei über 70 % und viele internationale Konzerne sehen darin schlicht Renditeobjekte. Die Anerkennung und Würdigung von Pflegeberufen lässt im Vergleich zu Berufen der Wissensökonomie mehr als zu Wünschen übrig. Die soziale Ungleichheit wächst und spiegelt sich in den letzten Jahren so auch immer mehr in der Themensetzung der verschiedenen Parteien wieder. Die ursprüngliche Überzeugung und Wirkung der Privatisierung in diesem Bereich, um Strukturen und die Effektivität zu verbessern ist schließlich ins Gegenteil umgeschlagen. Die Überlegungen die Altenpflege den privaten Geschäften wieder zu entreißen werden so lauter. Wie auch die zunehmend als unzureichende Bemühungen um die öffentliche Verkehrsinfrastruktur und viele weitere Bereiche werden mit dem Argument eines fehlgeleiteten Liberalismus stark diskutiert.

Die Auseinandersetzungen über den Niedriglohnsektor und Honorierungsmangel sind bereits seit langem groß. Die Dynamik auf globaler Ebene ist enorm und Regulierungsmöglichkeiten sind das Thema der Zeit. Die professionelle Altenpflege war bis in die 80er Jahre ein Dienst der Wohlfahrtsverbände und anderer gemeinnütziger Organisationen. Heutzutage liegt der Anteil der Pflegeeinrichtungen in privater Hand in vielen europäischen Ländern bei über 70 % und viele internationale Konzerne sehen darin schlicht Renditeobjekte. Die Anerkennung und Würdigung von Pflegeberufen lässt im Vergleich zu Berufen der Wissensökonomie mehr als zu Wünschen übrig. Die soziale Ungleichheit wächst und spiegelt sich in den letzten Jahren so auch immer mehr in der Themensetzung der verschiedenen Parteien wieder. Die ursprüngliche Überzeugung und Wirkung der Privatisierung in diesem Bereich, um Strukturen und die Effektivität zu verbessern ist schließlich ins Gegenteil umgeschlagen. Die Überlegungen die Altenpflege den privaten Geschäften wieder zu entreißen werden so lauter. Wie auch die zunehmend als unzureichende Bemühungen um die öffentliche Verkehrsinfrastruktur und viele weitere Bereiche werden mit dem Argument eines fehlgeleiteten Liberalismus stark diskutiert.

derweil die symptomatische Überlastung

durch übersteigerte Kultivierung der Selbstverwirklichung

und Verlust von Relationen

gemeinte eigene Möglichkeiten

 gemeinte eigene Rechte

unentwegt erwirken wollen

wirkt dauerhaft erdrückend

 sich eigens zerdrücken und verhärten

Maß nicht mehr zu halten – maßlos – vermessen

sich messen um schlicht mehr

das oberflächliche und unberechenbare

Vergleichen

ist möglich

so ein Auseinandergehen zu bewirken

ohne Verhältnis

das einschließende und erweisende Vergleichen

hat es schwerer

so ein verhältnisschaffendes Zusammenkommen verwirkt

 ohne Verständigung

ohne Einigung

vernetzt - nicht erreicht

die Verbindung ist schlecht und unterbrechend

nichts empfangen

nichts gesendet

wie steht es um die Beziehungen und die Bezüge?

gekappt

hinreichende Begründungen nicht herzuleiten

Wirkung nicht zu hören – nicht zu sehen

Entsprechungen abgetrennt

so zu bleiben auf eigenem Standpunkt

bei persönlicher Ansicht

mit subjektiv emotionalen Einfärbung der Auffassung

Verbindung zwischen

unmittelbar persönlichen und der allgemein öffentlichen

Position

nicht möglich herzustellen

nicht zu erreichen

die Lage bleibt fern

wechselseitiges Aufeinandereinwirken nicht offenbart

nicht ersinnt

nicht gedeihlich konstruiert

der Boden der Verständigung erodiert

„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“ (Egon Bahr, 2013)

Herfried Münkler zu dem Abzug der USA und ihrer Verbündeter aus Afghanistan, Taz, 28.8.2021: „Der erste grundsätzliche Fehler der westlichen Afghanistan-Intervention bestand darin, dass man die Gründe des sowjetischen Scheiterns nicht sorgfältig analysierte, sondern sich mit der Vorstellung begnügte, die Sowjets seien als Unterdrücker ins Land gekommen, während man selbst ja als Befreier und Helfer auftrete. Das war eine Selbstbeschreibung, die man durch die Wahrnehmung des westlichen Eingreifens seitens der Afghanen hätte ergänzen müssen – und zwar durch jene, die auf dem Land leben und sich Traditionen und Religion verbunden fühlen. Wahrscheinlich hätte man dann eine Vorstellung davon bekommen, auf was für ein Projekt man sich einließ und wie viele Jahrzehnte man veranschlagen musste, um eine Aussicht auf Erfolg zu haben… Stattdessen kam es, zumal in Europa und hier insbesondere in Deutschland, zu einem Überbietungswettbewerb der Werte, die man in Afghanistan einpflanzen, und der Normen, an denen man sich dabei orientieren wollte. Wenn man schon mit Militär in die Region hineinging, dann musste das moralisch rechtfertigbar sein und entsprechende humanitäre Effekte haben….Das passte gut mit der Vorstellung einer regelbasierten, wertgebundenen und normorientierten Weltordnung zusammen, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts die politischen Vorstellungen beflügelte: Wenn man schon mit den westlichen Menschen- und Bürgerrechten nicht gegen China ankam und auch Russland sich ihnen gegenüber zunehmend widerspenstig zeigte, dann konnte man an der Peripherie dieser Machtblöcke zeigen, wie gut liberale Freiheit und wirtschaftliche Prosperität zusammengingen. Afghanistan sollte zum Musterfall, wenn nicht gar Hebel bei der globalen Verwirklichung einer regel- und wertebasierten Ordnung werden…Zweifelsohne gibt es geopolitische Gewinner des westlichen Scheiterns in Afghanistan. China und Russland sind hier als erste zu nennen…Zum Verzicht des Westens auf die globale Durchsetzung einer an seinen Vorstellungen orien­tierten Weltordnung kommt also noch der Umstand hinzu, dass  Konkurrenten und Kontrahenten, China und Russland, aufgrund ihrer Werteindifferenz nach außen für viele Regime, seien sie nun eher autoritär oder stärker ideologisch ausgerichtet, die attraktiveren Bündnispartner darstellen. Der Westen ist durch seine Werteorientierung in doppelter Hinsicht im Nachteil…Man wird davon ausgehen müssen, dass die Ära des Werteexports zu Ende ist. Die Erwartungen in eine regelbasierte globale Ordnung lassen sich nur noch unter Minimalbedingungen aufrechterhalten…Was heißt das? Ohne das Vorhandensein eines Hüters der Ordnung, der sich um die Verwirklichung der Werte kümmert und für die Einhaltung der Regeln sorgt, wird sich die weltpolitische Ordnung schnell verändern. Es dürfte ein Regime der Einflusszonen entstehen, in dem die USA und China, Russland und Indien sowie die Europäische Union, sofern sie handlungsfähiger wird, als Akteure auftreten. Der neuralgische Punkt dieser Ordnung werden die Überschneidungszonen und Zwischenräume der Einflusszonen sein sowie die Territorien, an denen keiner der großen Akteure interessiert ist, weswegen er sich weder um deren politische Stabilität noch wirtschaftliche Pros­perität sorgt…“

„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“ (Egon Bahr, 2013)

Herfried Münkler zu dem Abzug der USA und ihrer Verbündeter aus Afghanistan, Taz, 28.8.2021: „Der erste grundsätzliche Fehler der westlichen Afghanistan-Intervention bestand darin, dass man die Gründe des sowjetischen Scheiterns nicht sorgfältig analysierte, sondern sich mit der Vorstellung begnügte, die Sowjets seien als Unterdrücker ins Land gekommen, während man selbst ja als Befreier und Helfer auftrete. Das war eine Selbstbeschreibung, die man durch die Wahrnehmung des westlichen Eingreifens seitens der Afghanen hätte ergänzen müssen – und zwar durch jene, die auf dem Land leben und sich Traditionen und Religion verbunden fühlen. Wahrscheinlich hätte man dann eine Vorstellung davon bekommen, auf was für ein Projekt man sich einließ und wie viele Jahrzehnte man veranschlagen musste, um eine Aussicht auf Erfolg zu haben… Stattdessen kam es, zumal in Europa und hier insbesondere in Deutschland, zu einem Überbietungswettbewerb der Werte, die man in Afghanistan einpflanzen, und der Normen, an denen man sich dabei orientieren wollte. Wenn man schon mit Militär in die Region hineinging, dann musste das moralisch rechtfertigbar sein und entsprechende humanitäre Effekte haben….Das passte gut mit der Vorstellung einer regelbasierten, wertgebundenen und normorientierten Weltordnung zusammen, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts die politischen Vorstellungen beflügelte: Wenn man schon mit den westlichen Menschen- und Bürgerrechten nicht gegen China ankam und auch Russland sich ihnen gegenüber zunehmend widerspenstig zeigte, dann konnte man an der Peripherie dieser Machtblöcke zeigen, wie gut liberale Freiheit und wirtschaftliche Prosperität zusammengingen. Afghanistan sollte zum Musterfall, wenn nicht gar Hebel bei der globalen Verwirklichung einer regel- und wertebasierten Ordnung werden…Zweifelsohne gibt es geopolitische Gewinner des westlichen Scheiterns in Afghanistan. China und Russland sind hier als erste zu nennen…Zum Verzicht des Westens auf die globale Durchsetzung einer an seinen Vorstellungen orien­tierten Weltordnung kommt also noch der Umstand hinzu, dass  Konkurrenten und Kontrahenten, China und Russland, aufgrund ihrer Werteindifferenz nach außen für viele Regime, seien sie nun eher autoritär oder stärker ideologisch ausgerichtet, die attraktiveren Bündnispartner darstellen. Der Westen ist durch seine Werteorientierung in doppelter Hinsicht im Nachteil…Man wird davon ausgehen müssen, dass die Ära des Werteexports zu Ende ist. Die Erwartungen in eine regelbasierte globale Ordnung lassen sich nur noch unter Minimalbedingungen aufrechterhalten…Was heißt das? Ohne das Vorhandensein eines Hüters der Ordnung, der sich um die Verwirklichung der Werte kümmert und für die Einhaltung der Regeln sorgt, wird sich die weltpolitische Ordnung schnell verändern. Es dürfte ein Regime der Einflusszonen entstehen, in dem die USA und China, Russland und Indien sowie die Europäische Union, sofern sie handlungsfähiger wird, als Akteure auftreten. Der neuralgische Punkt dieser Ordnung werden die Überschneidungszonen und Zwischenräume der Einflusszonen sein sowie die Territorien, an denen keiner der großen Akteure interessiert ist, weswegen er sich weder um deren politische Stabilität noch wirtschaftliche Pros­perität sorgt…“